A Scottish Weekend

Excitement pur - vor dem Wochenende. Der Samstag war den Besichtigungen gewidmet, der Sonntag sollte die Entscheidungsdiskussionen bringen... Wie üblich - man denkt und sonstwer lenkt (bewußte Abwandlung).

Lindsay war Freitag Abend angekommen - der 21. Geburtstag der 432. Freundin stand an. Mit einer Shopping-Reise nach Newcastle ... für Nichteingeweihte: eine absolut absurde Idee! Von der Freundinmutter. Woraufhin alle anderen Freundinnen den Geburtstagsrummel absagten, bis auf good-old Lindsay, die ja nie nein sagen kann. Und am Samstag um 07:00 am Bahnhof sein mußte. Geburtstagsparty zu zweit im Einkaufsparadies...

Wir waren dann auch recht schnell auf den Beinen - wollten um 09:00 in Scotlandwell sein. Wo uns ein Makler empfing - fährt einen weißen Scirocco mit schwarzem Dach ... hab ich doch schon mal irgendwo gesehen. Das Haus ist schön, sehr gut ausgestattet und hat nur zwei, drei Probleme: die Küche ist so gut ausgestattet, daß trotz angenehmer Größe nicht viel Platz zum Essen bleibt; der Preis ist trotz Reduktion um 80.000 GBP noch exorbitant hoch und - laut Eleanor extrem problematisch - es führt eine Straße vorbei. Und unsere beiden Katzen seien doch Straßen nicht gewohnt... Dabei ist die Lage vorzüglich: MTB Trails auch größerer Komplexität direkt vor dem Haus und der See - Loch - nur 1-2 km entfernt.

Danach geht's nach Glenfarg, einem etwas heruntergekommenen Ort aber oben am Berg liegt ein toller Bauplatz. Der leider von zwei total überpreisten und miserabel ausgestatteten Häusern mit vollständig geschmacklosem Interieur bebaut ist. Der noch etwas höher liegende, eigentlich wirklich interessante Platz wird - Auskunft Immozenzi - erst dann bebaut werden, wenn die beiden zuert gebauten Häuser verkauft sind. Bei dem Preis wird das m.E. so lange dauern, bis sie unter der Last ihrer Geschmacklosigkeit das Zeitliche gesegnet haben. Also ewig.

Auf dem Weg nach Dundee resp. Kellas halten wir noch in Longforgan, wo ein nettes Steading (umgebautes Gehöft) steht. Leider ist keine Besichtigung möglich, außerdem sind die guten schon verkauft. Wäre aber ganz nett. Gewesen.

Weil wir noch etwas Zeit vor unserer nächsten Verabredung haben, suchen wir uns eine Lunch-Gelegenheit und finden sie in einem anscheinend Top-Hotel, wo es auch Snacks gibt. Die aber - einer Hochzeit sei Dank - fast ewig auf sich warten lassen aber recht genießbar sind.

Auf dem Weg nach Kellas erhalten wir eine Nachricht der dortigen Immozenzi, ob wir denn wirklich kämen. Offenbar ist sie in Eile. Nicht gut. Doch gut: die Lage. Gleich außerhalb des Stadtgebiets von Dundee und nix, aber auch gar nix drumherum. Leider auch keine Berge... Ein altes Gehöft, total entkernt, mit (fast) meterdicken Mauern und echtem Charakter. Innen noch nicht fertiggestellt, was noch fast alle Optionen offenläßt. Wenngleich ich vor der Besichtigung vom Grundriß nicht überzeugt war, so ändert sich das im Original. Das wäre schon was ... und auf jeden Fall ein Eldorado für die Katzen. Platz für Millionen Mäuse - und alle zum Jagen da. In der Umgebung, natürlich. Kleinigkeiten sollten noch geändert werden - aber auch das ist nur eine Sache von Verhandlungen. Und am besten - preislich wegen shared equity nicht zu schlagen.

Danach möchte ich noch das von Eleanor wegen seiner Ausstattung so gepriesene Haus in Glamis - gleich beim Queen-Mum-Schloß - sehen. Leider liegt es kurz vor Kirriemuir (dem weine ich immer noch mehr als eine Träne nach) und hat - außer der Ausstattung nicht viel zu bieten. No chance.

Danach schauen wir uns das Kellas Steading von außen an ... sieht nicht schlechter aus als zuvor.

Auf dem Heimweg umwegen wir noch nach Carnoustie, wo es wunderbare Penthouse Wohnungen geben soll. Finanzierbar wären die über Vermietung während der British Open - denn einer der vier weltberühmten Golf-Courses der Open liegt ja dann vor der Haustür. Ist aber - nix - für die Katz, so ganz oben. Und außerdem finden wir die Dinger auch schon mal gar nicht. Haben aber wenigstens einen Eindruck davon, wo die Vielgeher ihre Löcher finden. Und schließlich landen wir noch in Leuchars, wo es zwar zwei exorbitant nette, aber eindeutig zu kleine Häuschen in einem Steading gibt.

Bleibt die Entscheidung: Wie nicht anders zu erwarten (jetzt werde ich polemisch) entscheiden wir uns abends dann dafür, nichts zu entscheiden. Tolle Lösung, denn die kennen wir ja schon seit letztem Sommer. Schlauer sind wir geworden, wir wissen mehr und haben deshalb auch deutlich mehr Gegenargumente gegen jede Lösung. Wahrscheinlich sitzen wir in 25 Jahren noch in Cupar und (!) Tölz und skypen uns an, wenn gerade mal Easyjet nicht transportiert.

Vor diesem Hintergrund gibt's dann einen total ent-hausten Sonntag, in Edinburgh. Einfach so. Kein Plan, kein Shopping. Einige Kleinigkeiten schauen wir uns natürlich an und Eleanor schlägt vor, mal die High Street bis zum Castle zu gehen. Vorbereitung für eine Fotoportrait, das ich irgendwann mal machen will. Trotz eisigem Wind ist es eine nette Abwechslung und trotz allem Plastik-Firlefanz zum Trotz hat die Straße einen gewissen Charme zumindest in Details erhalten können. Aus Zeitgründen sparen wir uns das Schloß, gehen aber wenigstens noch einen kleinen Abstecher zu Costa in der Princes Street - mal ausnahmsweise kein Espresso, sondern Sandwich für mich und Tee für Eleanor. Zudem schlürfe ich noch einen Fruchtsaft, klar Mango und Maracuja. Und muß dann laut auflachen, als auf meiner Rechnung eine Position 'Innocent Man' zu finden ist. Lösung: Die Saftmarke heißt Innocent und mehr als Man hatte auf der Rechnung nicht mehr Platz. So bin ich also ganz schnell zum Unschuldsengel (ein bißchen frei übersetzt) geworden.

Vor dem Nachhauseweg steht natürlich noch die Entsorgung des Safts an. Wobei der Zugang zum Entsorgungsraum durch ein Kombinationsschloß gesichert ist. Nur für Gäste. Also zurück zur Theke: 'Could I please get the code for the toilet?' Statt einer Antwort erhalte ich die Gegenfrage: 'Do you still have your seat?' Hä! Was soll das? Natürlich habe ich meinen Sitz noch nicht aufgegeben, hängt doch meine Jacke dort! Ich muß ganz schön doof (oder wasauchimmer) geschaut haben (bitte no comment, wie etwa: das ist ja nix neues, o.s.ä.) aber die Kleine setzt noch einen drauf: 'You find the code under your seat!' Soll ich jetzt etwa den Stuhl umdrehen, oder was? Ich bin total entgeistert und erst bei Wiederholung verstehe ich, was sie sagte: Nicht etwa seat war gemeint, sondern receipt! Und da steht auch der Code, der das Örtchen öffnet. An innocent man and a code under the seat. Wär doch ein schöner Titel für einen Krimi.

Zuhause erhalten wir noch eine SMS von Lindsay: Wegen eines Streiks kann sie nicht bis Aberdeen fahren, sondern übernachtet in Cupar bei uns. Job am Montag Morgen hin oder her - es geht einfach nicht. Poor Lindsay: Das Wochenende der Freundin geopfert, mit den Prüfungsvorbereitungen in Verzug und dann noch mal nicht nach Hause kommen. Wie - anscheinend - wir auch zu keinem zuhause kommen. Wait and see......................

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