von bad toelz nach kuala lumpur

Ein wunderschöner Morgen in Tölz - wäre es nicht nur so extrem früh zum Aufstehen. Aber - eine lange Reise sollte auch richtig und streßfrei begonnen werden. Und das war's dann auch.
Gestern hatte ich abends ja schon eingecheckt - eine email der LH hatte mich dazu aufgefordert - und schließlich stellte sich das - s.u. - auch als recht positiv heraus. Boarding Pass ist ausgedruckt und in MUC muß also nur noch der große Rucksack eingecheckt werden.

Gegen 0900 tauche ich dann schon bei Viola und Michael auf - beide noch etwas verschlafen und Marcel schon richtig aktiv. Die Möbel aus Mering sind - fast - alle da und das Eßzimmer wirkt auch in der neuen Umgebung richtig gut.

Als dann Michael und Marcel losfahren, um Janine abzuholen, bleiben für Viola und mich noch einige Minuten, um die letzten logistischen Dinge zu klären. Dann fährt sie mich zur S-Bahn in Unterschleißheim, wo wir 4 Minuten vor der geplanten S-Bahn-Abfahrt ankommen - die aber dann aufgrund einer Baustelle ausfällt. Macht nichts, Zeit ist ja noch genügend. Nachdem Viola dann zurückgefahren ist, stauen sich die Verspätungsmeldungen der nächsten S-Bahn: von zunächst 5 Minuten, über 10, dann 15 bis knapp 20 Minuten. Da wird's dann doch noch knapper, als geplant. Zwischenzeitlich lerne ich einen Radfahrer kennen, der mich verblüfft, weil er mit einem ungeheuren Rucksack unterwegs ist. Es stellt sich heraus, daß er - Edi Keller - zu einer Gruppe von Jugendlichen in Freising unterwegs ist, die er im Klettern schult. Und das gesamte Material - Seile, Haken, etc. - hat er im Rucksack verstaut.

So langsam kommen wir ins Gespräch und er interessiert sich so brennend für meine Reise, daß er sogar vergißt, in den ersten Zugteil umzusteigen: 'Macht nix, fahr ich halt vom Flughafen mit dem Radl hin!'. Gute Einstellung. In MUC müssen wir dann natürlich noch ein Erinnerungsfoto schießen und uns gegenseitig versichern, daß wir den Kontakt nicht abreißen lassen werden.
Mittlerweile ist es doch spät geworden - ein danke an mich, daß ich mal nicht die letzt-mögliche S-Bahn genommen habe. Der Check-In ist easy, da ja nur noch das Verhüterli über den Rucksack gestülpt werden muß, bevor der dann auf die lange Reise geht.

Dann bleibt noch etwas Zeit für den Kauf eines Geo und eines National Geographic, bevor es dann stante pede zum Gate und fast gleich weiter in den Flieger geht.

Mein Nachbar ist ein Marine-Engineer aus Dänemark - der heuer schon zum dritten Mal nach SIN fliegt. Aber schon wieder am Freitag zurückfliegt. Ohne Zeit, auch nur ein bißchen der faszinierenden Stadt für sich aufzunehmen. Wie war das eigentlich früher bei mir? Wurde ich da auch von anderen Mitreisenden bzgl. meiner hektischen Zeitplanung bemitleidet?
Wir fliegen mit etwa 6300 Meilen die zweitlängste direkte Strecke der LH - nur FRA-SIN ist knappe 100 Meilen länger. Dauer 11 1/2 Stunden - und das in der Enge der Coach Class. Eine Schlaftablette hilft zu einem unruhigen Schlaf, der auch über Afghanistan nicht unterbrochen wird.

Knapp vor - resp. über - KL wache ich wieder auf und kurz darauf sind wir schon in SIN gelandet. Wie üblich ist der Flughafen extrem sauber und alles läuft äußerst effektiv ab. Anfangs zumindest.

Da mein Billigflug von Terminal 1 abgeht, muß ich durch Immigration und Zoll - aber auch das geht relativ rasch - und dann noch mit einem Skytrain an den anderen Teil des Flughafens düsen.

Air Asia hat noch keinen Counter geöffnet - was mir Zeit gibt, die ersten Eindrücke auf den Rechner zu bringen. Und dann checke ich mal ein, bekomme auch einen Boarding Pass mit Einstiegszeit 11:50 - bei einer Abflugzeit von 11:20. Irgendwie nicht sehr sinnvoll - da müßte ich ja dem Flugzeug hinterherlaufen. Es stellt sich heraus, daß die Maschine wohl verspätet sein wird (ich nehme eher an, daß sie eine ausfallen lassen) - und gerade erfahre ich per Lautsprecherdurchsage, daß die 'estimated time of departure' sich auf 12:30 verschiebt, 'due to late arrival of the airplane'. Was sicher etwas schwachsinnig ist, denn es ist ja gerade mal 09:10 … Naja - ein wahrscheinlicher Vorgeschmack auf die Planungssicherheit bei dieser Reise.
Die Zeit verbringe bis dahin verbringe ich wieder mal an einem Flughafen - immerhin ein lange nicht mehr dagewesenes Gefühl. Das Terminal ist so gottverlassen, wie man es kaum von einem Flughafen kennt. Und das, obwohl viel für den Verkauf vieler mehr oder eher weniger brauchbarer Dinge getan wird. Und es sogar einen Duty-Free-Shop gibt.

Immerhin gibt's kostenloses Internet - ein Update der Homepage ist möglich. Und auch mails können abgerufen werden. Irgendwann bin ich dann hungrig und genieße meine erste asiatische Küche: ein Thunfischsandwich. Trotz full grain sehr amerikanisch beeinflußt. Und danach noch einen Espresso - zur Beruhigung meiner Geschmacksnerven und des Kopfes. Einige Fotos und mehrere Stunden später ist es dann so weit - das Gate wird geöffnet und es kann losgehen. Da ich nicht auf Express gebucht habe, muß ich mich hinten anstellen. Fast ganz hinten. Aber es sind noch genügend Plätze in dem etwas alten und klapprigen Flieger vorhanden. Eine ganze Reihe für mich und eine knappe Stunde Flug - von der ich nichts, aber auch gar nichts mitbekomme. Kaum gesessen - schon geschlafen. Aufwachen ist erst nach der Landung. Das war wohl dringend nötig.

Willkommen am Low Cost Carrier Terminal in Kuala Lumpur.

Low Cost heißt auch, daß es keine Rüssel gibt und man sich zu Fuß die Treppe hinunterbegeben muß. Dabei genieße ich zum ersten Mal eine nicht-AC-verkühlte Luft! Wie soll's so am Äquator schon sein: sehr warm und feucht. Wie halt immer. Immigration stellt kein Problem dar, aber low cost heißt auch, daß das Gepäck (s)low transportiert wird. Was dabei hilft, einige Ringgits oder wie auch immer die Dinger heißen einzutauschen. Eigentlich sollten 50 € reichen, denn man kann ja so gut wie alles per Kreditkarte bezahlen.

Laut Michel kostet ein Taxi in die Stadt zwischen 60 und 70 Ringgits. Nur - die muß man im voraus bezahlen, bekommt dafür ein Voucher mit der genauen Adresse und dann geht's los. Sofern man den Voucher hat. Ich halt nicht - also wieder zurück in irgendeins der low cost Terminals, wo mir bedeutet wird, daß ich die Vouchers nur in der Arrival Hall bekommen könnte. Da darf ich aber eigentlich ja gar nicht mehr rein - aber wer kümmert sich schon drum.
Meine Fahrt kostet 60,80 Ringgits - die aber bar. Keine Annahme von Plastikgeld möglich. Vielleicht war ich dann doch zu blauäugig an den Geldwechsel rangegangen… Immerhin stehe ich danach wieder in einer Schlange von Menschen, die alle nach KL vertaxit werden wollen. Mein Chauffeur ist sehr leut- und redselig und spricht fast unentwegt mit mir. So erfahre ich, daß LCC 70 (!) km von der Stadt entfernt liegt - also noch deutlich weiter als FJS in MUC.

Immerhin geht's gleich direkt zu Siemens - der Mann kennt sich aus. Michel wird von der Empfangsdame vorgewarnt und kommt mich selbst abholen. Perfekter Service - und: ich habe ihn gleich wiedererkannt, trotz der 8 Jahre, die wir uns nicht mehr gesehen haben. Die nächste halbe Stunde vergeht wie im Flug mit Erzählen der Ereignisse der letzten Jahre und wenn wir nicht massiv auf ein Ende drängen würden, dann wäre für ihn der Dienst-Tag zu Ende gewesen und für mich der Butterfly-Park unerreichbar.

Ein Taxi bringt mich dort hin - wobei ich einige Male an Michel's Information denken muß, daß Taxifahren in KL nicht so ganz einfach sei. Bisher aber doch - aber das ändert sich später noch ganz gewaltig! Zunächst einmal rein finanziell: Das Taxameter zeigt 7,60 Ringgits, er verlangt aber 10 Ringgits Zuschlag. Das hätte die Zentrale so befohlen. Das ärgert mich zwar gewaltig, aber die 2 € reichen noch nicht aus, um einen Streit vom Zaun zu brechen, bei dem ich dann doch den kürzeren ziehen würde. Ob das für die Zukunft gut ist, muß sich noch rausstellen.

Den Butterflypark hatte ich mir ausgesucht, um meinen jet-gelagten Körper noch ein bißchen zu bewegen, ohne ihn allzu sehr anzustrengen. Das paßt auch ganz gut, nur leider bleiben die meisten der wunderbaren Tiere einfach nicht still sitzen. Was zu einer ganzen Menge völlig unbrauchbarer Fotos führt. Und zu einer leichten Frustration meinerseits. Zu der dann auch noch ein Gewitter beiträgt, in dessen Regenschauer man nicht mal mehr die Schmetterlinge anschauen kann. Für die Rückfahrt ist es eigentlich zu früh, denn wir hatten ja 1900 verabredet. Wenigstens zögere ich die Rückfahrt noch durch einen Rundgang durch die Räume mit den Exponaten aller möglichen und unmöglichen Viecher der Gegend raus. Da sind schon recht 'urige' Typen dabei. Sogar sehr, sehr urig. Wie etwa über 20 cm lange Tausendfüßler, Riesenspinnen, blattförmige Insekten von 10 cm Körper- und 15 cm Beinlänge und noch weiteres eigentlich unglaubliches Getier.

Draußen wartet ein Taxifahrer - anscheinend gerade auf mich. Oder doch nicht. Denn er muß erst nach einer Familie schauen, die anscheinend auch mit ihm fahren will. Ich hab's ja nicht eilig, erkläre ich ihm und fotografiere schon mal die im Abendlicht glänzenden Petronas-Towers aus der Ferne. Dann will er mich doch fahren und als ich zustimme meint er, daß die Tour 50 Ringgits kosten würde, da er kein normales Taxi, sondern ein stand-by Taxi sei. Und das sei nun mal teurer. Basta.

Basta - auch von mir. Also Fußmarsch Richtung Haupstraße und irgendwo eins anhalten. Was auch ziemlich bald gelingt. Nach einer ellenlangen Diskussion über das Ziel (was ist denn bitte daran so schwierig) kommt der Fahrer zur Sache. Nein, da fahre er jetzt nicht hin. Da sei ein Stau und das mag er nicht. Basta.

Also - basta - weitergelaufen. Und klar - jetzt kommt kein Taxi mehr vorbei. Erst auf dem Highway sind wieder welche zu sehen und siehe da, eines hält schnell an. Der Fahrer ist ein bißchen überfordert oder unterqualifiziert oder sieht einfach schlecht und spricht außerdem kaum Englisch. Es gelingt mir nicht, das Ziel klarzustellen. Er bleibt aber auch nicht einfach stehen, sondern rollt immer wieder mal im Schneckentempo weiter - den Rest des Verkehrs blockierend. Lösung: Michel ans Telefon holen. Der kann aber auch nichts machen, denn bei malayisch ist auch bei ihm Schluß. Bleibt noch seine Sekretärin. Und die beiden vergnügen sich dann an meinem Telefon - die Rechnung für das Gespräch ist wohl mittlerweile auf das 10 fache des Anfangsfahrpreises gestiegen. Aber - man glaubt es nicht - irgendwann kommen wir wirklich an. Ziemlich genau um 19:00 - wie abgesprochen. Die Weiterfahrt zu Michels Wohnung ist dann relativ einfach, denn er kann ja Lotse spielen.

Nach all der Fliegerei, Fahrerei, Lauferei und sonstigen -eis ist es wieder schön, mal ein Wohnhaus von innen zu sehen. Michel's Apartment liegt in einer netten Gegend und ist ca. 80 m2 groß. Nicht schlecht für eine nur wochentags benutzte Wohnung eines temporären Singles. Aber sie ist immerhin so gewählt, daß auch mal Gäste - und da zähle ich mich zwar auch aber nur als letzte Priorität dazu - hier wohnen können. Ein Gästezimmer mit eigenem Bad ist vorhanden, ein Arbeitszimmer, ein Schlafzimmer - klar - mit eigenem Bad und als kleine Einliegerwohnung gestaltet, sowie ein Wohn-, Eßraum mit integrierter Küche. Bis auf die Größe und den Stil erinnert mich viel an die Grundidee, die ich damals mit meiner Wohnung in Santa Clara realisiert habe. Deutlich anders: Die Kiara Designer Suites sind hoch, sogar sehr hoch, und Michel wohnt 'nur' im 17. Stock, Apartement 3A. Weil's ja wegen der Schlechtigkeit der Zahl keine Nummer 4 geben darf.

Jedenfalls okkupiere ich das Gästezimmer ziemlich schnell - ist ja auch genügend im großen Rucksack - und dann das Bad mit einer ausgiebigen Dusche, von der ich eigentlich gar nicht mehr raus will. Muß aber sein, denn gegen 2100 ist ja Amy angesagt, die mit dem Bus aus Singapur rüberkommt. Wir gehen also zum Treffpunkt - nicht allzu weit, aber die letzten 253 m lassen wir uns doch noch im Taxi chauffieren - und warten. Und entdecken dann, daß das ausgesuchte Lokal geschlossen hat. Ausgerechnet am Montag. Ist aber nicht weiter schlimm, denn es gibt ja noch einen Pseudoitaliener in der gleichen Anlage - wohin wir uns auch aufmachen. Kurz nach unserer Getränkebestellung kommt Amy schon an - der Bus kam doch früher, als befürchtet - und ich freue mich wirklich, sie nach so langer Zeit wieder zu sehen. Sie offenbar auch.

Unsere Vorspeisen sind kurz danach auch serviert und dann kommen die beiden Pizzen, die wir für uns drei bestellt haben: Da es ja eine weniger als Gäste ist, haben wir die in XL (i.W. 14 Inch) genommen. Wobei uns nicht klar war, wie groß 35 cm wirklich sind. Wenn man sie als Pizza-Durchmesser sieht. Und die Pizzen noch beliebig hoch bedeckt sind. Woww - da hungern wir anschließend tagelang nicht mehr. Oder - wir lassen einfach die Hälfte über. Und sind trotzdem pappsatt. Ein doggy-bag brauchen wir nicht, da wir ja keinen dog zuhause haben…

Den Heimweg verlängern wir noch durch einen kleinen Abstecher zum lokalen Starbucks, der - wie halt überall - auch irgendwelche Frapuccini braut, die Michel's Gaumen erfreuen. Ich bleib bei meinen Standards - Espresso ohne und mit Milchschaum. Kann man beides trinken.
Es ist jetzt schon über Mitternacht hinaus geworden - endlich Zeit, ins Bett zu gehen. Kurz notiere ich noch einiges zum Reisebericht - aber dann lege ich den PC sehr, sehr schnell weg - und bin einfach weg. Nicht nur im Schlaf, sondern in einem todesähnlichen Tiefschlaf. Hilft bestimmt, den Zeitunterschied schnell zu überwinden.


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