sweat-seat-sweat ... and finally rain

Klingt furchtbar - ist aber nicht sooo schlimm… Mehr dazu später.

Viel furchtbarer waren die lieben Mitbewohner im Hotel: Keine Rücksicht auf andere Gäste, Toben und lautstarke Diskussionen auf dem Gang, Klopfen (haben die keine Telefone), Rennen und alle Dinge, die nur Krach machen, fallen denen ein. Einige 'shut ups' aus dem Bett helfen nichts - also nochmals raus, und die Jungs und Mädels zur Schnecke gemacht. Hilft 5 Minuten, dann geht's halt weiter wie gehabt. Anscheinend ist das hier so üblich.

Trotzdem - ich bin einfach zu müde, um nicht zu schlafen. Aber da ich ja relativ früh ins Bett aufgebrochen bin, geht es auch früh wieder raus. Zum Frühstück mit 2 Vouchers. Das hatte ich gestern schon nicht verstanden - und verstehe ich heute auch nicht. Es werden - nach einiger Raterei meinerseits bzgl. der Aussprache - Spiegeleier angeboten, die dann auch schon nach 12 sec Wartezeit geliefert werden. Mit etwas Wurst, einem 16. Tomate und einem undefinierbaren, wahrscheinlich kartoffelbasiertem Etwas. Und kalt. Klar. Der Tee ist tiefschwarz und - nein, nicht kalt - lauwarm. Und als Brot werden zwei (kalte) Toasts gebracht. Als krönendes addon gibt’s noch einen Orangensaft. Da ich ziemlich durstig bin, frage ich nach einem weiteren Tee (bäh, aber was anderes ist wahrscheinlich noch ungenießbarer) und Orangensaft und bekomme ein barsches Nein zur Antwort. Es gibt genau eins davon. Das sei so bei einer Person (und zwei Vouchers). Dann bemüht sich eine andere Dame aber doch noch um mich und bringt mir wenigstens noch einen Tee.

Immerhin wird das - mit Ausnahme bei Holger - sich sicher noch eines der guten Frühstücke auf dieser Reise herausstellen…

Check-Out ist schnell erledigt - gezahlt hatte ich ja schon beim Check-In (auch eine neue Erfahrung). Das Personal ist aber ausgesprochen hilfreich und freundlich (mit Ausnahme der Dame beim Frühstück) und mein Gepäck wird speziell deponiert, damit mein Notebook nicht im Standard-Gepäckraum abhanden kommen kann.

Dann - ich hatte mir verschiedene Routen überlegt - mache ich mich auf den Weg zur Marina. Naja, zugegeben nicht gerade eine sehr überraschende Entscheidung, aber einerseits mag ich die Gegend sehr und andererseits ist sie in walking distance. Und es gibt einige Gebäude, die ich bisher noch nicht gesehen habe.

Der Tag beginnt etwas bewölkt, was die erste halbe Stunde auf den Füßen einigermaßen erträglich macht. An der Marina kann ich endliche die Fotos schießen, die ich bisher nur analog gemacht hatte (und nicht mehr greifbar habe). Es sind hunderte von Schulkindern mit ihren Lehrern unterwegs - alle schön in Schülertrauben und einheitlich gekleidet. Ein bißchen amüsiere ich mich über die Situation, wenn ich so sehe, wie sich die Lehrkräfte bemühen, irgendwelche historischen Details in den Köpfen der desinteressierten Schüler unterzubringen. Die haben einfach anderes zu tun, was zu vielen: 'come closer, you're missing the story' führt aber keine erkennbare Änderung bringt. Außerdem sind unglaublich viele Kids mit Maluntensilien unterwegs - so ganz ohne Digicams. Sie sind wirklich alle total in ihre Arbeiten vertieft - beeindruckend, und sicher besser geeignet, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, als irgendwelche Jahreszahlen mit angefügten Namen.

Die beiden Brücken machen mir wie immer furchtbar viel Spaß - so viel Stahl zu verbauen und trotzdem ästhetische Architekturen zu gestalten, das ist einfach hervorragend. Das National Museum auf der anderen Seite wird zwar stets als 'must see' beschrieben, aber für mich ist es nur ein Mittel zum cool down. Endlich mal wieder Luft unter 30° und mehr, was aber komischerweise zu erhöhtem Schweißausbruch führt.

Der Weg führt mich weiter zur neuen Oper - natürlich nicht rein und schon gar nicht in Aktion - aber die Architektur ist schon - sagen wir mal - bemerkenswert. Sieht aus wie zwei Seeigel ohne Stacheln - klingt komisch, aber was besseres fällt mir nicht ein. Muß mal im Reiseführer nach einer Beschreibung nachforschen. Jedenfalls ist sie nur beeindruckend, zu mehr lasse ich mich nicht hinreißen. Wenigstens kann ich mich hier in Ruhe ein bißchen niederlassen und vom Betonufer aus die Skyline und den Merlion bewundern.

Worin mich ein junger Mann stört, der offenbar auch touristisch unterwegs ist und ein Bild von sich gemacht haben möchte - mit Skyline im Hintergrund. Es stellt sich heraus, daß er Argentinier und allein unterwegs ist, von Beruf Lifeguard und den Sommer über in Spanien verbracht hat. Dabei hat er anscheinend genügend verdient, um eine Weltreise - oder wohin auch immer - zu machen. Von Singapur hat er schon nach kurzer Zeit die Schnauze voll - die Leute sind alle so unfreundlich, es gibt nichts zu sehen (außer grade hier mal, die Skyline) - und eigentlich will er baldmöglichst nach KL. Hat sich den Bus ausgesucht. Ich wünsche Fernandez - die Vornamen haben wir ausgetauscht - daß er die Zeit in Singapur einfach genießen und nicht so negativ sehen soll. Bali - wo er hergekommen ist - ist halt nicht überall.

Mittlerweile ist es Mittag geworden und ich will mich so langsam Richtung Raffles Hotel aufmachen - DEM Gegenstück zu meinem momentanen Hotel. Hinter der Oper schlendere ich langsam zur Raffles Plaza - einem gigantischen Einkaufszentrum und sehe auf der anderen Straßenseite einen Starbucks. Da muß ich hin und finde mich in einem weiteren Einkaufszentrum wieder - diesmal in der neuen Convention Hall. Nach dem Espresso geht alles wieder besser und ich schlendere in der Mall (da ist es ja kühl) so ungefähr in Richtung Raffles weiter. Und weiter. Und weiter. Und immer noch weiter. Bis ich schließlich zu einem Starbucks komme - nanu, das ist doch wohl nicht möglich! Entweder haben die in einer Mall zwei Starbucks untergebracht oder bin ich im Kreis gelaufen (das glaube ich nicht - denn dann hätte ich so lange gebraucht, daß sie auch das Interieur noch modifizieren konnten). Unglaublich - diese Ausmaße. Weitere Mall-Hikes erspare ich mir für den Moment und besuche das betuliche, wunderbare Hotel. Es ist einfach ein koloniales Meisterwerk - in das ich mit meinem Backpack- und verschwietzen Outfit so gar nicht passe. Stört mich aber nicht.

Zurück zur Mall - und doch noch lunchen. Da gibt es ein Buffet - all you can eat (normalerweise nicht mein Stil) - aber weil man sich alles selbst zusammenstellen kann, auch für Europäer geeignet. Und das alles für weniger als 12 S$ (unter 6€) - einschließlich Getränk. Geschmack: einiges richtig lecker, über anderes läßt es sich diskutieren und eines war für mich ungenießbar.
Den Nachmittag hatte ich mir für Chinatown aufgehoben - wobei mich vor allem der neue Buddha-Tempel gereizt hat. Chinatown ist eigentlich wenig bemerkenswert - viel Rummel und Krimskrams, wenig Authentizität. Aber gute Espressoshops gibt’s auch hier…

Den Sri Mariamman Tempel schenke ich mir diesmal und eile gleich weiter zu Buddha: Der Tempel beheimatet einen Zahn Buddhas! Dafür hat man zig Millionen augegeben und ein modern-buddhistisch gestyltes Monster geschaffen - und schließlich festgestellt, daß der fragliche Zahn wohl eher einer Kuh gehört hat … was der Anbetung aber keinen Abbruch tut. Trotzdem offerieren sich interessante Einblicke und Blickwinkel.

Nach kurzem Schlendern durch den rein touristischen Teil Chinatowns beschließe ich, die MRT (U-Bahn) zu einer Station nahe meines Hotels zu nehmen. Interessanterweise kann man die Tickets nicht per Kreditkarte bezahlen und man muß 1 S$ als Kaution für die Karte bezahlen. Bekommt man nach Ankunft wieder zurück und wird verständlich, wenn man bedenkt, daß die Karten RFID-gefüttert sind.

Beim Ausstieg an meinem Zielbahnhof befinde ich mich - wie könnte es anders sein - in einer Mall. Offenbar ist ganz Singapur vermallt und wenn man nicht aufpaßt, kommt man wahrscheinlich von Mall zu Mall irgendwann mal in Malaysia raus. Oder Indonesien, denn ich nehme an, daß sie auch unter Wasser weitermallen. Orientierungslos frage ich eine Verkäuferin nach einem Ausgang in Richtung Selegie Road. Keine Ahnung! Wo ist ein Ausgang? Please ask at the help desk. Nanu - vielleicht wohnt die sogar hier und kommt überhaupt nicht mehr ans Tageslicht.

A propos Tageslicht - irgendwann bin ich dann oben und draußen - und es ist viel dunkler, weil eine dicke Wolke etwas tropischen Regen gebracht hat. Was mich zu dem englischen Kalauer verleitet: better much wet than much sweat. Ich hoffe, daß ein Großteil meines Schweißes weggewaschen wird, bevor ich mich in den Flieger quetsche… Duschen kann ich ja nirgendwo mehr.

Im Hotel bekomme ich mein Gepäck ausgehändigt und ein Taxi gerufen. So bin ich frühzeitig am Flughafen, kann noch den early check in genießen (der aber dann doch ziemlich dauert), noch ein Sandwich essen und ein bißchen emailen und den Blog updaten.

Und jetzt sitze ich hier, kurz vor dem Einstieg, und bin in einigen Stunden in Bangkok.

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