081017 - Chinatown, Bangkok


Wahrscheinlich hat mich die Schlafkrankheit erwischt - oder die Nachwehen des langen Abends und des doch etwas schweißtreibenden Fußmarsches in Singapur haben noch ihre Auswirkungen. Jedenfalls schlafe ich wie ein Toter und werde von Holger geweckt, der schon auf ist, obwohl er nach seiner Oktoberfest-Fete noch bis 01:30 seine neue webcam installiert hat und davon ganz begeistert ist. Was aber nicht heißt, daß damit schon alles erledigt sein wird - wie sich dann weiter rausstellen wird - denn er ist erst dann zufrieden, wenn mehr als alles korrekt ist. Und die Definition von korrekt obliegt ausschließlich ihm.
Außerdem ist es Samstag und damit maid-Tag, die um 08:30 erwartet wird. Sie kümmert sich dann gleich um meine Wäsche und nimmt sogar die zerrissene Hose zur gefälligen Entlochung mit.
Nach dem Frühstück will ich mich heute mal an die Erkundung der Stadt machen - wobei Erkundung ein etwas hochgestochener Begriff ist: Eine Stadt mit 15+ Mio Einwohnern kann nicht einfach erkundet werden. Da bleiben die bekannten Highlights, resp. auch da nur eine bestimmte Auswahl. Planungsgrundlage: das Ziel sollte leicht mit ÖPNV erreichbar sein, und ÖPNV besteht in Bangkok aus U-Bahn (MRT) und Hochbahn (BTS). Jeweils mit nur geringem Streckennetz, was die zusätzliche Verwendung nicht-öffentlicher Verkehrsmittel erfordert. Oder der Füße, oder beidem.
Fortune Town ist wieder mal einen Abstecher wert - und für mich der Startpunkt in die Stadt. Die MRT-Station ist gleich am Gebäude, muß aber trotzdem erst gefunden werden. Am Eingang werde ich dann dezent darauf hingewiesen, daß ich meine Tasche untersuchen lassen müßte, um überhaupt auf's resp. unter das Gelände zu kommen. Beim Anblick meiner Fotoausrüstung verschlägt's dem Officer leider nicht die Sprache, sondern er kommt zu dem Schluß, mir den Zutritt verwehren zu wollen. Nein, nicht mit dem Zeugs! So immerhin verstehe ich seine Gestik, und rein läßt er mich auch nicht. Aus der Patsche hilft mir eine nette Dame, die klarstellt, daß er mir nur bedeutet, daß Fotografieren in der MRT oder in deren Gebäuden nicht erlaubt sei - und das einfach klarstellen wollte. Soll der Heini doch Englisch lernen, für zukünftige Opfer.
Schön ist es auch, daß es keine gemeinsamen Tickets für die beiden Verkehrsmittel gibt und da ich in Atok umsteigen will, bleibt's bei einer einfachen Karte. Erst in Atok kann ich dann eine Mehrfahrtenkarte lösen, weil die BTS mich auch in die Nähe von Holgers Appartment bringt - also demnach täglich gebraucht werden wird. Kostenpunkt für 20 Fahrten umgerechnet etwa 9 €. Das ist noch erträglich - verglichen mit Deutschland.
In Siam - nicht dem Königreich, sondern dem zentralen Platz - steige ich aus und will Richtung Chinatown weiterlaufen, komme aber gleich mal wieder in eine Mall. Siehe Singapur - déjà vu! Irgendwo auf einer Plaza ist ein Dance-Karaoke-Wettbewerb im Gange - was zusätzlich laut ist und hunderte von Menschen anzieht.
Dann stellt sich heraus, daß - wie nicht anders zu erwarten - die Distanzen in der 15 Mio Stadt so verdammt groß sind, daß auch der nächst gelegene BTS Bahnhof nur irgendwo in Bangkok liegt, und damit einfach beliebig weit ist. Mit voller Fotoausrüstung auf dem Rücken, 32° C auf der Birne und Millionen von anderen Leuten um mich gedrängt bin ich nicht gewillt, stundenlang durch den Moloch zu spazieren. Bei unerträglichem Krach und Smog. Also - wenn schon irgendwie sterben, dann doch eher schnell: Suizidversuch 1 - die Fahrt mit einem dreirädrigen TukTuk folgt. Was sich als deutlich lustiger als erwartet herausstellt, ist doch jeder 'versägte' Autofahrer ein Sieg für uns - meinen Fahrer und mich. Und auf die Art, in der er fährt, gibt's davon eine ganze Menge!
Schließlich endet das Durchwühlen in Chinatown - wo dann auch Wühlen durch die Menschenmassen angesagt ist. Chaos pur. Und das heißt wirklich was, wenn mir schon die Fahrt dorthin chaotisch vorgekommen ist: Viele Märkte, eine unglaubliche Menge an Schmuckgeschäften, Menschen- und Verkehrsgedränge, Enge, Gestank (trotz meiner fast nichts riechenden Nase) - und viele Eindrücke. Und nahezu immer nette Menschen: Es ist einen längeren Besuch wert.
Die Rückfahrt zum Siam Square wird wieder per TukTuk erledigt - zuvor lote ich noch die preisliche Schmerzgrenze aus - und schließlich wieder rein in die airconditioned BTS. An der Station Ekkamai - der Straße, an der Holger's Appartmenthaus steht, folgt Suizidversuch 2 (die Straßenüberquerungen bei beliebigem Verkehr rechne ich schon nicht mehr mit) - die Fahrt auf einem Motorrad'Taxi' zum Modern Tower (obwohl man da auch geteilter Meinung über das Attribut modern sein könnte). Als ich auch die noch verletzungsfrei überlebe, bin ich mir sicher, daß es auf der Reise nicht mehr schlimmer kommen und damit nichts mehr passieren kann.
Den Abend beschließen wir in einem Paulaner Steakhouse (interessante Kombination) bei gutem Essen, Weißbier (natürlich nur für Holger) und langen Gesprächen.

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