KL - Impressions

Die Nacht schlafe ich wie ein Toter - bin offenbar doch mehr geschafft, als nach außen zu sehen war.

Amy geht heute morgen etwas später aus dem Haus als Michel, was ich zu einem späteren Frühstück mit ihr nutze. Michel hat etwas vorgebaut und sogar Parmaschinken in ein islamisches Land eingeführt - aber nicht wegen mir; den mag er nämlich auch selbst.
Um 9:00 brechen dann auch Amy und ich auf - wobei die Schlüssellogistik ein bißchen problematisch ist: es gibt zwei Wohnungsschlüssel und eine House-Key-Card: Ohne die Card geht's nicht ins Haus und ohne Schlüssel nicht in die Wohnung. Also - einfachste Lösung: Amy kommt am frühesten heim und bekommt Karte und Schlüssel, Michel den zweiten Schlüssel und ich die Telefonnummern der beiden.

An der Straße dauert es nicht mal eine Minute, bis zwei Taxen gefunden sind. Ich hatte mich entschieden, als erstes die KLCC (Petronas Towers) aufzusuchen und dann mal zu schauen, was sonst noch so alles los ist. Schon die Anfahrt ist ziemlich spektakulär - aber im Gegensatz etwa zu den ehemaligen Twin-Towers stehen diese auf der einen Seite am Rande eines Parks und auf der Haupteingangsseite an einem nicht allzu großen Gelände. Die Architektur fasziniert ungemein - a ber eigentlich habe ich mir die Gebäude imposanter, wuchtiger vorgestellt. Die filigrane Fassade läßtsie jedoch fast zierlich erscheinen - richtig freundlich. Da sind natürlich genügend Möglichkeiten für das extreme Weitwinkel - und die nütze ich auch weidlich aus.
Die unteren Stockwerke sind im wesentlichen ein Einkaufszentrum - und die Malls kommen mir gerade recht, aus der Hitze mal wieder etwas kühlere Luft zu schnappen. Und auch mal wieder einen Starbucks-Espresso.

Mittag esse ich im Food-Mart Chicken und Reis - wahrscheinlich das erste von unendlich vielen Malen auf dieser Reise - und ermittle gleich mal den Wert des Geldes: Für ungefähr 1,50 € kann man entweder einen doppelten Espresso bekommen, oder einen frischgepreßten O'Saft oder ein Menu bestehend aus Chicken, Reis, Suppe und einer Flasche Mineralwasser. Das letztere scheint der beste Deal zu sein, obwohl ja die beiden anderen auch ziemlich verführerisch sind…

Dann wird's aber Zeit, mal etwas anderes von KL zu sehen. Ich suche mir mal Chinatown aus und den dazugehörigen Markt - einfach mal als Kontrastprogramm. Taxis stehen genügend rum - der erste will aber das Taxameter nicht einschalten, verlangt irgendeinen Preis, den er dann reduziert und mir erläutert, daß er ja eigentlich angefordert worden wäre und der Fahrgast nicht käme. Deshalb müßte ich halt jetzt mehr bezahlen. Ist mir aber ziemlich egal und ich steige einfach ins nächste ein. Zu einem netten Inder - wobei sich herausstellt, daß er zwar schon in der dritten Generation Malaye ist, aber sich immer noch als Inder bezeichnet…

Der Markt im Chinesenviertel ist dann das erwartete Kontrastprogramm. Bisher hatte sich KL für mich als reine Boom-City dargestellt, mit hunderten, tausenden neuen Hochhäusern, mehr oder weniger prächtig und total modern. Aber hier gibt es noch alte Häuser, teilweise sogar recht kolonial angehaucht, Farben dominieren und das Leben wogt. Es werden Massagen angeboten, jeder zweite Stand bietet kopierte CDs oder DVDs an, dazwischen liegt mal ein Hostel - eine Lage, die mir schon etwas Kopfzerbrechen machen würde.

So schlendere ich ziemlich planlos in der Gegend herum und genieße einfach die Fremdheit der Stadt. Das ist für mich viel besser als das planvolle Abarbeiten von must-sees.
Zwischenzeitlich muß ich aber immer wieder mal in eine air-conditioned Umgebung fliehen - ansonsten wird der Flüssigkeitsverlust doch exorbitant hoch. Das geht einmal in einem Hostel mit angeschlossenem Internetcafé (update von woist.remmele.de), einmal auch bei einem Mac Donalds - mit einem eiskalten Cola. Direkt daneben liegt der vor einiger Zeit renovierte Markt - ein Unikum in dem vor allem Kunst (!?) verkauft wird. Oder was man dafür hält. Oder einfach lokaler Krimskrams ( oft wirklich Made in Malaysia). Beim Schlendern komme ich an einem Schild vorbei, in dem mir das Wort 'Mikromassage' auffällt… Der Besitzer des Standes erklärt mir auch gleich, worum es geht: Man steckt die Füße in ein Bassin voller Fische, die dann alles Überflüssige von den Füßen abfressen, was reinigend, wohltuend, relaxend und massierend sein soll. Ziemlich verdattert schaue ich einige Leuten zu, die das anscheinend überleben - und sogar noch ganz glücklich dabei aussehen. Also wage ich das Experiment auch mal und lasse mir für 5 RM die Füße putzen. Zunächst ist es aber eines: total kitzlig! Die Fische haben mich als neues und anscheinend potentes Opfer ausersehen und kommen in Scharen angeschwommen. Zwei Mädels aus Bangkok - davon eine auch im Wasser - amüsieren sich köstlich und so kommt mit dem Besitzer eine richtig nette Runde zusammen. Und sogar mal Bilder von mir - fischgetuned! Leider hilft die Massage aber nicht auf Dauer - abends bin ich dann doch ziemlich geschafft - aber das ist ja auch später.

Da wir vereinbart hatten, uns gegen 1700 zuhause bei Michel zu treffen, schlage ich ihm vor, ihn im Office abzuholen - was natürlich wegen Meetings nicht geht. Also nehme ich ein Taxi, das mich wirklich ziemlich exakt um 1700 an den Desinger Suites absetzt - wo aber auch Amy noch nicht ist. Sie ist in IBM versumpft, versucht aber, möglichst rasch zu kommen. Toll - jetzt bin ich der einzige, der pünktlich ist und auch der einzige, der weder ins Haus noch in die Wohnung kommt. Also - schaue ich mir mit einem Security Officer die Bilder an und warte auf Amy - die sich wirklich beeilt und 25 Minuten später dann da ist. Wir haben's nämlich ein bißchen eilig, denn für den Abend haben die beiden etwas Besonderes vor - was ich natürlich zwar zwischen den Zeilen mitbekomme, aber nicht ganz erfahre.

Das passiert dann erst bei der Ankunft im Restaurant - eine ganze Ecke außerhalb der Stadt: Es liegt total idyllisch, nennt sich 'Ihr Eingang in den Dschungel' und scheint eines der besten Restaurants zu sein. Was auch aufgrund der Preise auf der Karte ziemlich deutlich wird. Leider ist es mittlerweile fast Nacht geworden und außerdem sehr gewittrig, so daß nur noch einige wenige Bilder geschossen werden können. Diese Umgebung wäre mehr wert gewesen. Zudem ist das Essen vorzüglich - auch wenn ich davon nichts bestellt hatte, sondern die Wahl dem Ober und meinen beiden Hosts überlassen habe. Dieser Abend entpuppt sich als ein ganz besonderes Erlebnis.

Mit einem weiteren netten Taxi-Erlebnis: Auf dem Heimweg entdecke ich auf dem Armaturenbrett ein für mich neues Schild. Da sind zwei Personen abgebildet, die sich das Gesicht zuwenden und durchge-X-t sind. Die malayische Erklärung kann ich natürlich nicht verstehen, mache aber den Witz, daß wohl in dem Taxi Küssen verboten sei. Und das ist KEIN Witz! Der Taxifahrer erläutert uns, daß er sich durch küssende Paare total gestört fühlt und deshalb das Schild angebracht hat. Könnte auch aus den prüden USA stammen...

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