Was ist lauter als ein startender Düsenjet?

Antwort 7.700 frenetisch anfeuernde Zuschauer beim Davis Cup UK gegen USA in der Emirates Arena in Glasgow – wozu Eleanor, Lindsay und ich auch unseren Teil beigetragen haben.

Das 'Andy Murrray' Team
Letztes Jahr spielten die UK Jungs zum ersten Mal seit langer Zeit wieder in der Weltgruppe und bekamen es mit den USA zu tun. Austragungsort war beautiful San Diego und die Gastgeber hatten sich für Clay (Aschenbelag) entschieden – was aber nicht viel half. Denn Andy und sein Team spielten sie dennoch an die Wand. Sehr zur Überraschung aller.

Und wie der Zufall so trifft – ist die Revanche bereits heuer: wieder erste Runde UK gegen USA, diesmal mit Heimrecht für uns. Netterweise hat sich der britische Verband für Glasgow als Austragungsort entschieden, auch aufgrund der hervorragend organisierten Commonwealth Games im letzten Jahr. Da mussten wir also unbedingt hin und unseren Andy unterstützen, der zum ersten Mal seit seinem Wimbledon Erfolg wieder in seiner Heimat antrat. Glücklicherweise konnten wir noch Tickets ergattern, obwohl die Veranstaltung in der ersten halben Stunde des Verkaufs bereits komplett ausverkauft war.

Obwohl ich am Freitag das Geschehen nur per TV sehen konnte bekam ich schon einen Eindruck von der Stimmung in der Halle: woww einfach umwerfend. Ich hätte da nicht auf Seiten der Amerikaner spielen wollen, obwohl sich das Publikum trotz aller Anfeuerung äußerst fair verhielt.

Andy fegte Donald Young vom Platz und erlaubte sich in den ersten beiden Sätzen nur einen einzigen Fehler! Im dritten legte er dann eine Schaffenspause ein und brachte dann das Match im vierten Satz zu Ende. Soweit so geplant. James Ward (#111) bekam es dann mit dem 2,08m Mann John Isner (ehemals in den Top 10 und wegen längerer Verletzung zur Zeit auf #20) zu tun. Die ersten beiden Sätze verliefen recht einseitig obwohl sich James gut aus der Affäre zog. Und dann völlig überraschend die Sätze 3 und 4 für sich entscheiden konnte. Jetzt hat natürlich das Publikum gekocht. Und schließlich sorgte James am Ende eines epischen fünften Satzes mit 15:13 für den unerwarteten 2:0 Zwischenstand.

Damit war klar, dass 'nur' noch ein Match gewonnen werden musste, um ins Viertelfinale einziehen zu können. Was gegen das beste Doppel aller Zeiten kaum machbar war. Die Bryan Brüder beherrschen seit über 10 Jahren diesen Wettbewerb. Unser Team mit Dominic Inglot und Jamie Murray (Andies Bruder) kämpfte zwei Sätze lang auf verlorenem Posten. Aber dann drehten die Jungs auf und erzwangen einen entscheidenden fünften Satz (war da nicht gestern auch etwas in der Art?). Auch der ging in die Verlängerung und schließlich mussten ihn Dominic und Jamie mit 7:9 abgeben. Entscheidung also am letzten Tag.

Wir waren sehr früh in der Halle, hatten wider Erwarten recht gute Plätze (zweite Reihe seitlich, etwas hinter der Grundlinie) und uns auch mit Lärmgeräten ausgestattet. Die wir aber gar nicht benötigten, denn diesen Lärm konnten sie nicht mehr verstärken…

David und Goliath...

John Isner kam als erster auf den Platz und wurde mit viel Beifall (!) empfangen. Aber kein Vergleich zum Auftritt von Andy: die Halle bebte (wirklich), es war ohrenbetäubend und wir konnten nicht mal unseren eigenen Beitrag zu dem Lärm hören. Das muss jeden Gegner einschüchtern … hoffentlich.

Tat's aber nicht. Im ersten Satz musste Andy fünf Breakbälle abwehren – davon drei Satzbälle – bis dieser dann endlich im Sack war.



Und da sagt man, dass sein zweiter eine Schwäche sei...

Und dann ging's den erhofften Weg – keine Probleme mehr und auch kein Satzverlust. Gut, dass die Halle sehr stabil gebaut ist – wir alle haben nicht nur (gefühlte) 128 db erzeugt, sondern auch ein mittleres Erdbeben! Das hatte unser Team verdient.

Laut Reglement muss dann noch gespielt werden, was aber niemand mehr Ernst nahm. James hatte wohl noch geschwollene Beine vom Freitag, gewann den ersten Satz und gab dann auf. Da waren wir schon auf dem Heimweg. Und …

.., schauten das Spiel nochmals auf dem Fernseher an!? Wir hatten nämlich gehört, dass wir fernsehtechnisch hervorragende Plätze hatten: bei jedem Aufschlag auf unserer Seite wurden wir im Hintergrund eingeblendet. Das war zwar unscharf aber gut genug um uns zu erkennen. Warum die Freunde aber auf das Publikum und nicht auf die Spieler geachtet haben – das wissen wir nicht.
Ergänzung
Nächster Gegner ist der Sieger aus Deutschland gegen Frankreich. Leider waren die Deutschen schon nach zwei Tagen geschlagen. Ich habe also keine Probleme, eine Mannschaft zu unterstützen...




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