Full House

Da war ich also am Flughafen in Edinburgh, hatte Poppy im Katzenhotel abgegeben (Georgie durfte schon am Tag zuvor in den 'Urlaub') und checkte die Ankunftszeit von Erwin, Traudl, Inge und Hans. So ganz konnte ich es immer noch nicht glauben, daß uns meine Geschwister mit ihren Ehepartnern besuchen kamen. Inge war in jungen Jahren mal geflogen - seitdem nicht mehr - Traudl ist auch nicht gerade für ihre Reiselust bekannt und Hans wäre wohl lieber mit der Eisenbahn gekommen. Nur Erwin ist halt - wie wir - ein Reisefan. Aber irgendwie hat's geklappt und alle vier waren in Easyjet's Flieger von München nach Edinburgh gelandet, die - wie ich auf dem Handy sah - gerade angekommen war. Also noch Zeit genug für einen Espresso bei Costa, bevor -

- nein. Da sind sie schon alle und warten auf mich! Die Maschine war so schnell, daß die Website gar nicht nachkam mit dem Update. Also gab's ein großes Hallo, viele Umarmungen und dann den Espresso für alle. Den Flug haben auch die Fast-Fliegernovizen gut überstanden und sogar (fast) genossen.

Für die nächsten Tage hatten Eleanor und ich ein nettes Besuchsprogramm ausgedacht, das schon bei der Heimfahrt begann: Speziell für den Eisenbahnfan Hans ging's zur Forth Rail Bridge, der wunderbaren Architektur aus dem Ende des 19. Jahrhunderts - aber immer noch super in Form und abends wunderbar beleuchtet.

Forth Rail Bridge und Road Bridge bei Nacht
Eleanor wartete dann schon mit einem light dinner auf uns. Da Douglas auch noch einige Tage bei uns war, hatten wir jetzt ein richtiges Full House - beide Gästezimmer belegt und Georgie's Zimmer temporär an Douglas 'vermietet'.

Am nächsten Tag wollten wir Edinburgh erkunden und evtl. abends die Torch Light Parade mitmachen. Mit dem Zug ging's in die Stadt, was uns eine ellenlange Schlange von Fahrkarten bescherte:

Nicht nur der Schaffner hatte alle Hände voll zu tun...
Dort machten wir uns auf in Richtung Royal Mile, wo wir erst mal die St Giles Cathedral besuchten (immer wieder einen Besuch wert): Daneben liegt das Registrar Office - in dem wir am 06. Okt. geheiratet haben - auch eine Erwähnung wert, auch wenn es heute geschlossen hat. Auf dem Weg Richtung Burg passieren wir die Whisky Experience - auch für uns ein erster Besuch. Da wird deutlich, welch 'Kultur-' und Wirtschaftsgut der Whisky für Schottland ist. Die Burg erkunden wir nur von außen - wir planen ja noch einen Besuch in Stirling, und die Burg dort bevorzugen wir. Auf dem Weg nach Holyrood geraten wir in einen Regenguß und pausieren bei Nero und Kaffees diverser Zubereitung. So bleibt nur noch wenig Zeit, das Parlament von außen und Holyrood per Andenkenshop zu besuchen. Wir hatten ein frühes Abendessen reserviert, damit wir rechtzeitig zur Torch Light Parade fertig sein würden. Also ging's per Taxi zum Restaurant, wo wir noch Lindsay und Colin trafen. Den Torch Walk ließen wir dann doch ausfallen und nahmen einen früheren Zug nach Hause.

Der nächste Tag war Hogmanay - oder Silvester. Da Eleanor das Dinner vorbereiten wollte, sind wir ohne sie zum Falkirk Wheel gefahren. Nach der Schiffs'fahrt' stellte Hans fest, daß das Ding zwar funktioniere, aber eigentlich nicht funktionieren könne. Weil ... Er wird versuchen, ein Modell für seine Schule zu erstellen und damit dann die eine oder andere Meinung verifizieren. Wir sind gespannt drauf.

Auf der Heimfahrt machten wir noch einen kurzen Halt am Linlithgow Palace, das sich uns im Abendrot präsentierte.

Häuschen am Palace

Daneben gab's aber auch noch einige hübsche andere Motive zu bewundern:
In Linlithgow
Da wir alle an Silvester notwendigerweise 'Dinner for One' sehen müssen, hatte Eleanor als Überraschung eine DVD besorgt - die nur leider nicht funktionieren wollte. Aber dank youtube konnten wir unsere Muß-Unterhaltung doch noch genießen. Danach genossen wir ein vortreffliches Raclette, für das Erwin sogar den richtigen Käse importiert hatte. Das Cupar Feuerwerk zu MItternacht hielt sich in Grenzen und wir machten uns dann bald auf ins Bett.

Neujahr war ein wunderschöner Tag, den wir wegen späten Aufstehens nicht so recht verplant hatten. Wir haben fast den 11:00 Termin zum Skypen mit Viola nicht geschafft ... sind dann aber doch losgetigert und zum Tentsmuir Forest für einen kleinen Spaziergang an der frischen Seeluft gefahren. Der Strand ist einer der schönsten - endlos Sand in jeder Richtung. Und die leichte Brise hat auf den langsam anrollenden Wellen nette Spindrifts erzeugt:

Wandern auf Sand - ohne Ende
Inge war ganz begeistert und hat auch fleißig Muscheln und andere Mitbringsel gesammelt - aber dann nur wenige mit nach Hause genommen. Zum Ausklang des Tages ging's noch ins benachbarte St Andrews, wo wir die Cathedral im Abendlicht genießen konnten.

Letzte Sonnenstrahlen an der Mauer, St Andrews Cathedral
Schließlich wollten wir natürlich noch unbedingt das Stirling Castle besuchen - ein Kristallisationspunkt der schottischen Geschichte.

Blick aus der Kapelle auf die Great Hall in Stirling Castle

Da wir die gesamte Führung mit dem Audio Guide machten, dauerte sie auch eine ganz schöne Weile. Aber auch nach vielen Besuchen dort, finde ich immer noch Neues. Diesmal konnten wir die Tapestry besuchen, in der in mühevoller Handarbeit die Wandteppiche nach den alten Vorlagen geknüpft werden.

Bis der fertig ist, dauert's ... Jahre
Daß dort Fotografierverbot ist, habe ich erst beim Verlassen festgestellt (ehrlich) - und der anwesende Offizielle hat mich auch nicht abgehalten...

Damit blieb nur noch ein einziger Besuchstag übrig. Den wollten wir gemütlich gestalten und ein bißchen Cupar erkunden und schließlich Fish and Chips in Elie genießen. Denkste. Eleanor stellte fest, daß der Tag recht gutes Wetter bringen würde und da sollten wir doch noch ein kleines Highlight draufsetzen. So planten wir eine Fahrt zu meiner Lieblingsroad (seit dem Spring Break letztes Jahr) zwischen Amulree und Kenmore mit der wunderbaren Hochebene, dem kleinen Fischerhäuschen am unbenannten Loch und dem Blick auf einige der Größen der Highlands, e.a. dem schneebedeckten Schiehallion.

Mein nameloses Lieblingsloch mit der Fischerhütte
Diese winzige Single Track Straße war schließlich für alle ein echtes Erlebnis - der Beginn eines Highland Erlebnisses. In Pitlochry haben wir dann doch noch Fish and Chips bekommen, im urigen Moulin Inn, wo Erwin erst mal vier verschiedene Biere der lokalen Microbrewery testen konnte, bevor er die Bestellung aufgeben mußte.

Erst testen, dann wählen  und schließlich bestellen
Schließlich fuhren wir noch weiter zu einer Führung durch Schottlands kleinste Whisky Distillery in Edradour. Auch wenn ich schon mehrere Distilleries besucht hatte - diese kleine hat es mir angetan: eine wirklich persönliche Führung durch eine hübsche Anlage und als kleine Zugabe kann man ein speziell designtes Glas mit nach Hause nehmen.

Edradour - kleinste Distillery in Schottland
aber eine der hübschesten
Abends hatten wir - wie schon im letzten Jahr - unsere Nachbarn zu einem kleinen Neujahrs-Get-Together eingeladen. Was auch trotz kleiner interlingueller Verständigungsprobleme ein netter Abend wurde. Mit einem unfreiwilligen verbalen Ausrutscher meinerseits: Als Bill über sein malträtiertes Kreuz jammerte, schlug ich vor den Raum zu wechseln und ins Wohnzimmer zu gehen - wir hätten da 'wider seats'. Eigentlich wollte ich 'comfy seats' sagen, aber irgendwie hat mein Mund nicht so gewollt, wie mein Hirn geplant hatte. Immerhin nahm's der massive Bill mit einem Lachen auf und gab auch zu, daß er einige Kilos verlieren müßte...

Das war's dann auch schon wieder. Am nächsten Morgen ging's schon um 07:30 ab zum Flughafen und bald war der Besuch wieder Geschichte. Hoffentlich nicht die letzte - denn es gibt noch viel zu tun in Schottland - hallo wir sehen Euch gerne wieder hier.

Kommentare

Beliebte Posts