Die sp…nen, die Schotten!
Nanu, das ist ja nicht gerade freundlich gegenüber den
Bewohnern meiner neuen Heimat. Aber manches ist wirklich nicht nur anders,
sondern so anders, daß – siehe oben – der alte Obelix-Spruch in etwas
abgewandelter Form herhalten muß.
Das heutige ‚anders‘ bezieht sich auf die Klassifikation von
Bergen. Nie gehört? Berge werden klassifiziert? Ja, in Schottland (und sogar in
ganz UK – wobei das außerhalb Schottlands eher Hügelkategorien sind).
Die Three Sisters in Glencoe am Bidean nam Bian: Welcher Kategorie gehören sie an? (Munro, Corbett, Donald,, Graham, Murdo, Marilyn oder irgendeine Variante davon) |
Erstmal vorab. Ja, es gibt Berge, auch wenn die höchste
Erhebung (der Ben Nevis, irgendwo hinter uns, und - ja - Bidean nam Bian ist wirklich der Name eines Bergs - auch wenn er sich hier im Nebel versteckt) ‚nur‘ 1344 m hoch ist. Aber da gibt’s keine
alpenländischen Vorgebirge; die Highlands erheben sich fast direkt aus der
Seehöhe – also sind’s auch wirklich die Höhenmeter (abzüglich einiger weniger),
die da zu besteigen sind. Außerdem darf man das Wetter nicht unterschätzen: Wir
sind hier schon weit nördlich, und trotz Seeklima kann’s da sehr empfindlich
kalt werden. Die Vegetationsgrenzen liegen hier definitiv anders als in den
Alpen.
Soweit, so gut. Aber warum denn nun dieser Titel?
Da gibt’s also mal die Munros. Munros? Das sind die höchsten
Berge in Schottland. Die Grenze, ab der ein Berg ein Munro ist, liegt bei 3000 ft
(914 m). Aber – das ist nicht alles. Es gibt auch noch die sog. Munro-Tops. Das
sind die 3000er, die nicht das subjektive Maß ‚eigenständiger Berg‘ erfüllen.
Weil sie halt – naja – irgendwo dazu gehören. Und weil das alles seine
Richtigkeit haben muß, wacht der Scottish Mountaineering Club (SMC) darüber.
Klar, daß da Stoff für Diskussionen ist und deshalb die Liste sich auch mal
ändert (nicht weil sich die Berge geändert hätten, sondern die Ansicht, was ein
Berg ist; oder vielleicht der Vorstand des SMC so entscheidet). Übrigens zählen
wir heute (2012) 283 Munros und 227
Munro Tops. Freundlicherweise alle in den Scottish Highlands gelegen.
Und warum heißen die Munros (nicht Munroes) denn so? Weil
sich das Sir Hugh Munro anno 1891 so ausgedacht hat. Basta.
Aber es gibt auch noch Berge mit weniger als 3000 ft. Die
heißen dann, wenn sie mindestens 2500 ft hoch sind, Corbetts. Aber nur dann,
wenn sie auch eine relative Höhe von mindestens 500 ft aufweisen. Da die 3000er
ja schon vergeben waren, bemühte sich in den 1920ern John Rooke Corbett um die
kleineren Familienangehörigen der Munros, fertigte eine erste Liste an und
starb dann. Dennoch kam er postum zur Ehre der Namensgebung, weil seine
Schwester die Liste an den SMC weitergab, der ihm damit dann ein Denkmal
setzte. Momentan gibt es 221 Corbetts, von denen die meisten wieder in den
Scottish Highlands liegen.
Klar, daß es aber auch noch Corbett Tops geben muß. Da sind die
‚armen Geschwister‘ der richtigen Corbetts; denn die weisen nur eine relative
Höhe von 100 bis 500 ft auf. Immerhin – im Gegensatz zu den Munro Tops – gibt’s
eine objektive Definition.
Jetzt dürfen natürlich die Berge unter 2500 ft nicht fehlen.
Das sind die Donalds, die in den schottischen Lowlands liegen. Die Liste wurde –
wen wundert‘s – von einem Percy Donald erstellt und sie wird vom SMC weiter
gepflegt (es gilt – wie oben erwähnt – nicht die Berge ändern sich, sondern…). Wer
ein Donald sein möchte, der muß echte Kriterien erfüllen – nicht nur die
eingangs erwähnten: Ein Berg (Hill) mit einer lichten Erhebung von mindestens
30m (man beachte – hier wird die Höhe zwar in ft gemessen, die Erhebung aber in
m; konsistent, konsistent, …) ist man auf jeden Fall ein Donald. Wenn man es
aber auf weniger als 15 m bingt, dann muß man einfach ‚sufficient topographical
interest‘ vorweisen können…
Nicht überraschend: neben den Donald ‚Hills‘ existieren auch
noch die Donald ‚Tops‘. Zur Erläuterung – siehe Munros und Corbetts – und zur
Vervollständigung der Statistik: Momentan sind 140 Donalds bekannt, davon sind
89 Hills und 51 Tops. Was nun eigentlich gar nicht dazugehört: Z.Z. gibt es 88
McDonald Filialen in Schottland … da müssen die Fastfooder also noch etwas
aufholen, was denen naturgegeben etwas leichter fallen sollte, als den Bergen.
Wer nun dachte, daß jetzt alles über 2000 ft klassifiziert
sei, denkt falsch. So ist das nun mal, wenn man überliest, daß die Donalds ja
in den Lowlands sind. Bleiben die Highlands und die Hills zwischen 2000 und
2500 ft. Einschränkend muß konstatiert werden, daß die folgende Kategorie nur
solche Hills und Tops enthält, die neben der genannten Höhe auch ein Mindestmaß
an drop (relativer Höhe) aufweisen. Hier sind mindestens 150 m resp. 490 ft
nötig. Da die Liste von Alan Dawson aufgestellt wurde, heißen die passenden
Peaks – nein, weder Alans noch Dawsons, sondern – Grahams. Und zwar, weil eine gewisse,
mittlerweile verstorbene, Fiona Torbet eine ähnliche Liste aufgestellt hat.
Häh? Klar, die Dame ist eine geborene Graham. Einfach logisch.
Zur Statistik der Grahams: Aktuelle Zählungen ergeben 224
Hills und 777 Tops (die müssen nur 30 m relative Höhe aufweisen); aber das kann
sich ja jederzeit ändern...
Besagter Alan Dawson war mit der Erfindung der Grahams offenbar nicht ausgelastet (bzw. ist
damit nicht ausgelastet), sodaß er seine Entdeckerqualitäten in die
Objektivierung der Munros steckt(e). Herausgekommen
sind die Murdos. Sie umfassen alle schottischen (Berg)Gipfel über 3000 ft und
mit einer minimalen relativen Höhe von 30 m. Das macht dann momentan 443
Murdos. Im Vergleich: Es existieren grade mal 283 Munros aber 510 Munros mit
ihren Tops.
Zur Erläuterung: Alle Murdos sind auch Munro Tops, aber
viele Munro Tops schaffen die Quali zum Murdo nicht. Tough luck! Daß da noch
ein bißchen Schindluder getrieben wird, zeigt Little Pap on Lochnagar: 1981
wurde er von der Liste gestrichen, dann aber in der 97er Edition wieder aufgenommen.
Da er nur eine relative Höhe von 22 m besitzt, muß er offenbar ein bißchen
bestochen haben, um wieder auf der Liste erscheinen zu können. Mal sehen, was
sich die Geologen da noch einfallen lassen (oder auch nicht)…
Jetzt haben wir sie (fast) alle. Aber einige sind noch übrig
geblieben, die dringend einer Bergfamilie bedürfen. Das sind die Marilyns. Sie
haben eine relative Höhe von mindestens 150 m und dürfen – unabhängig von
anderen Maßen wie Größe, absolute Höhe oder sonstigen Meriten immer Marilyns
sein. Schottland besitzt 1214 davon und im Restkönigreich liegen noch 340 rum.
Warum sie Marilyns heißen? Tja, das ist eine vertrackte
Sache. Hat sich eigentlich mal jemand gefragt, an wen der Name Munro erinnert?
Klar doch – da war doch die Marilyn Monroe. Und richtig, die Gattung Marilyn
ist ein ironisches Wortspiel. Bei so viel Ernst und Diskussionen um
Zugehörigkeiten hätte ich das sicher nicht erwartet. Sonst hätte ich noch die
Gattung Remmeles erfinden und SMCen lassen müssen, nämlich alle Berge zwischen
1704 ft und 704 m Höhe mit einer relativen Höhe von mindestens 17,4 ft und
nicht mehr als 17,4 m, ausgenommen solche mit ausreichend topographischer
Bedeutung…
Kommentare