Parkinson World Congress

Jetzt habe ich sehr, sehr lange nichts mehr von mir hören lassen, obwohl ziemlich viel zu berichten gewesen wäre. Ich verspreche, mich zu bessern - mal schauen, wie lange der gute Vorsatz hält.

Die Edinburgh Gruppe von Parkinson's UK hat mir die Reise zum 3. Parkinson Welt Kongress in Montreal ermöglicht. Es war eine Riesenveranstaltung mit über 3.500 Teilnehmern und vielen interessanten Beiträgen.

Hier mein Kurzbericht:

3rd World Parkinson Congress
Eine persönliche Nachbetrachtung

Von vielen Freunden hatte ich gehört, welch herausragendes Ereignis der Kongress in Glasgow gewesen sei. Derart animiert bewarb ich mich beim Edinburgh Zweig von Parkinson‘s UK um eine gesponsorte Teilnahme.

Mo und Simon waren die beiden anderen Mitglieder unserer Edinburgh Delegation. In der Vorbereitung hatten wir unsere  unterschiedlichen Interessen mit den Zielen der Edinburgh Gruppe koordiniert und ein vorläufiges Programm für jeden von uns zusammengestellt, was bei der Menge an Angeboten und parallel laufenden Veranstaltungen nicht ganz unproblematisch war.

Unerwartet problematisch gestaltete sich auch die Anreise. In Edinburgh sammelten wir so viel Verspätung auf – erst wegen technischer Probleme, dann noch wegen eines Brandes nahe Heathrow – dass unser Anschlußflug nach Montreal bereits abgehoben hatte, als wir in London ankamen. Mit BA sind wir dann doch noch am gleichen Abend  in Montreal angekommen, wenngleich einige Stunden später als geplant und für zwei von uns ohne Gepäck. Immerhin wurde es dann noch so rechtzeitig geliefert, dass meine Notration an Medikamenten gerade aufgebracht war, als es ankam.

Der WPC 2013 kann mit beeindruckenden Zahlen aufwarten: Mit über 3.500 Delegierten – Teilnehmer und Referenten -  war dieser Kongress der bisher größte seiner  Art. Durch die enormen Ausmaße des Kongress Zentrums waren die Wege zwischen den einzelnen Veranstaltungsorten nur kurz.

Der Tag vor dem offiziellen Start des Kongresses war mit drei parallelen pre-congress Kursen belegt, wobei ich mich für ‚Interdisciplinary Care & Parkinson’s Disease‘ entschied. Es herrschte Einigkeit darüber, dass die beste Behandlung für Parkinson Patienten ein interdisziplinäres,, professionell geführtes Team voraussetzt, in dem alle Informationen transparent und schnell zur Verfügung stehen. Von besonderer Bedeutung ist der ‚single point of contact‘, also der verantwortliche Ansprechpartner für den Patienten. Dadurch wird schnelle Reaktion und schließlich auch die Fokussierung auf den Patienten garantiert. Diese Grundelemente werden in verschiedener Ausprägung weltweit angewendet, wie beispielhaft für verschiedene Länder gezeigt wurde. Interessant war es zu hören, dass unser UK-Ansatz mit den Parkinson Nurses mehrfach als positives Beispiel angeführt wurde.

Im Folgenden werde ich mich auf  einige persönliche Highlights konzentrieren; eine detaillierte Beschreibung einzelner Sessions und Vorträge folgt noch.

Zwei Vorträge während der Opening Ceremony haben mich tief berührt:
  • Robert Kuhn, ein WPC 2013 Ambassador, ist ein höchst erfolgreicher Anwalt und leidet seit Jahren an Parkinson. Er lieferte eine fast philosophische Betrachtung, wie die Krankheit die Sichtweise von ich-Bezug auf einen wir-Bezug ändert.
  • Daniel Bissonnette nutzte seine Aufgabe der Preisübergabe für den Sieger der Video Competition zu einer Reflektion seines Verhältnisses zu PD. Er lernte seine spätere Frau kennen, als diese schon erkrankt war. In den folgenden mehr als 10 Jahren veränderte sich mit dem Fortschritt der Krankheit auch das Verhältnis zwischen den Partnern und ist heute dennoch von Liebe geprägt.

 Die Session über das Absterben von Neuronen bot aus meiner Sicht zwei Highlights:
  • Christine Klein referierte über die Interaktion zwischen Genetik, Environment und Behaviour und belegte deren Zusammenwirken eindrucksvoll mit klarer statistischer  Evidenz.
  • Virginia Lee zeigte den neurodegenerativen Prozess bei Parkinson. Der Vortrag wurde durch einen Abendvortrag ergänzt, der separat besprochen wird.

Den Auftakt der Session über non-motor manifestations of PD machte
·         Ray Chaudhuri, der eine verkürzte Fassung seines Edinburgher Vortrags hielt.
·         Besonders beeindruckt hat mich David Burn mit seinen Aussagen über Demenz und psychiatrische Symptome in Parkinson.

Nahtlos anschließend war das Round Table Gespräch über non-motor symptoms und PD, das von
·         Ronald Pfeiffer geleitet wurde. Während dieses Gesprächs wurde mir klar, auf welche Weise diese Symptome entstehen und damit ihren ursächlichen Grund in Parkinson haben.

Die Abendveranstaltung war nicht Teil des Kongresses, sondern wurde von Parkinson‘s Canada veranstaltet. Virginia Lee scheint ein Durchbruch in der Erforschung des neurodegenerativen Prozesses geglückt zu sein, der nicht  nur das Verständnis der Krankheit erweitert sondern auch langfristig Fortschritte in der Behandlung bringen kann. Diesen herausragenden Vortrag werde ich als DVD bekommen und dem Edinburgh Branch zur Verfügung stellen.

Roger Barkers Vortrag über ‘Cell and gene-based technologies for restorative and neuroprotective therapies‘ war der Höhepunkt der Session über Management of Parkinson’s disease. Die Inhalte der anderen Vorträge waren mehrheitlich schon aus dem Einführungstag bekannt.

Weniger wissenschaftlich aber für mich dennoch bemerkenswert waren
  • Das Musical ‚The Alan Parkinson Project‘, das den Verlauf der Krankheit darstellt.
  • Der Film über den Astronauten Rich Clifford, der nach seiner PD Diagnose nochmals ins All flog und diese  Mission trotz seiner Krankheit positiv abschließen konnte. Im Anschluss an den Film war es möglich, mit Rich zu diskutieren.

Meine persönliche Auswahl gibt nur einen winzig kleinen Teil des Angebots wider. Zu manchen Zeiten liefen bis zu 8 Veranstaltungen parallel, nicht gerechnet die Vielzahl an Round Table Gesprächen mit Experten. Es blieb nur wenig Zeit, die über 100 Exponate der Posters zu erkunden oder alle Stände der Industrie und Parkinson Gruppen zu besuchen.


Bleibt als Fazit: Es war eine herausragende Veranstaltung mit einer Vielzahl an guten Beiträgen. Aber auch als Team von drei Teilnehmern haben wir es nicht geschafft, die ganze Vielzahl der möglichen Informationen auszuschöpfen. Vielleicht gelingt es uns ja 2016 in Portland, Oregon…

Kommentare

Beliebte Posts