Finito Ospedale

Eigentlich hatte ich ja nur 1-2 Wochen vorgesehen, evtl. noch eine kleine Ergänzung durch eine kurze Reha (falls nötig) – aber mehr als 2 Monate waren definitiv nicht für Aufenthalte in Krankenhäusern oder Kliniken geplant. Immerhin – seit etwas mehr als zwei Wochen bin ich wieder zuhause, in meiner trauten Umgebung und schlafe wieder in meinem Bett, mit meinen Decken  (nicht den tonnenschweren Krankenhausdingern, die einem in der Nacht den Atem wegdrücken) und bin wieder auf eigenen Füßen. Sowohl physisch als auch in übertragenem Sinne.

Dennoch sind die Klinik-Monate doch relativ schnell vergangen – bei denen in Großhadern fehlt mir ein Großteil der Erinnerung (wahrscheinlich ist das richtig gut und eigentlich möchte ich mich da auch nicht mehr weiter reindenken) und Lenggries war nach den ersten Tagen so vollgestopft mit Terminen, daß jeder Wochentag einfach ruck-zuck verging und ich dann am frühen Abend schon wieder total ermattet im Bett gelandet bin. Das ist eigentlich unglaublich, aber trotzdem wahr.

Die Dr. Schönbergers & Co. hatten mir in der Klinik so ziemlich alles angedreht, was an Rehamaßnahmen dort überhaupt möglich ist (wahrscheinlich ist das zwar nur meine subjektive Wahrnehmung, aber mein Terminplan ließ eindeutig nur diesen Schluß zu). Ich wußte gar nicht, wie mir geschah! Unvermittelt fand ich mich in physikalischer Reha, beim Geräte- und Fahrradtraining (was mir zunehmend mehr Spaß bereitete), in der Parkinson-Sitzgruppe (interesting, aber nicht für meinen Rücken geeignet), einem sog. Arm-Zirkeltraining, dazu gab’s Krankengymnastik und oftmals für meine malträtierten Muskeln noch den Hydrojet anstelle von Massagen. Die Neuropsychologen machten ungefähr unendlich minus eins Tests,  um meine Fähigkeiten zu eruieren (was mir weniger gut gefiel, weil ich immer mit der prä-OP Situation verglich); immerhin scheint meine Fahrfähigkeit nicht echt beeinträchtigt zu sein – wenngleich ich immer noch nicht Autofahren darf. Und der eine fehlende Test hätte mich sicher wieder aufgebaut – aber ich hoffte umsonst darauf. Ganz besonders genervt war ich schließlich vom Feinmotorik-Training, wo mir – wie bei den Psychologen – meine momentanen Limits sehr deutlich vor Augen geführt wurden: jetzt fehlt’s nicht nur an der verparkinsonten rechten Hand, sondern die linke ist auch ziemlich betroffen – und eine Verbesserung ist nur im Epsilon-Bereich festzustellen. Wenn’s also wieder werden sollte, dann dauert das nicht nur Wochen oder Monate, sondern kann sich auch mehr als ein Jahr hinziehen. Geduld ist angesagt – wieder mal. Das Sprachtraining hat sich entweder bezahlt gemacht – oder das Sprechvermögen ist einfach wieder relativ schnell zurückgekommen. Anfangs hatte ich noch einige Probleme, gegen Ende des Aufenthalts waren sie nur noch zu hören, wenn man ganz genau aufgepaßt hat. Schließlich endete fast jeder Tag mit dem Entspannungstraining, das ich zwar bei den Psychologen gemacht habe, aber auf meine Art und nicht mit der angebotenen Jacobsen-Technik, die ich noch nie mochte. Was mich manchmal von der Konzentration auf die Entspannung abgehalten hat, war der Versuch, dem Wunsch eines Therapeuten nachzukommen und mit dem Zwergfell (!) zu atmen…

Meine Entzündungswerte haben sich während des Aufenthalts deutlich gebessert und lagen schließlich sogar unter dem Schwellenwert, den ich eigentlich angepeilt hatte. Die knapp 8 Wochen mit Antibiotika waren also nicht umsonst – aber dennoch ziemlich anstrengend. Dazu kommen noch die Parkinson-Medikamente, deren Dosis wegen der besseren Heilungschancen erhöht wurde und noch für mindestens ein halbes Jahr Mittel gegen potentiell gefährliche epileptische Anfälle, die durch den Heilungsprozeß der Gehirn-OP ausgelöst werden könnten. Momentan fühle ich mich also eher als wandelnde Apotheke und weniger als gesund(end)er Mensch. Aber – wenn’s hilft…

Immerhin hatte der Aufenthalt in der Reha noch einen weiteren Effekt: Man sieht viele Menschen, denen es deutlich schlechter geht und darunter auch manche, deren Chancen minimal sind. Da wird das eigene Leiden doch etwas relativiert, insbesondere, wenn es so dramatisch bergauf geht, wie bei mir. Immer natürlich vom Ausgangszeitpunkt aus gesehen, nicht von dem Zeitpunkt vor der OP. Da muß schon noch viel passieren…

… denn so richtig übermütig kann ich noch nicht werden. Es ist schon ein Unterschied, in der Klinik versorgt zu werden, oder sich wieder in der eigenen Umgebung um alles kümmern zu müssen – trotz aller Hilfe. Spaziergänge im postsommerlichen und  präwinterlichen Lenggries sind entspannend und aufbauend – Einkaufen in Tölz eher aufreibend. So hatte ich einfach Glück, einen wunderbaren Herbst in der Bilderbuchumgebung von Lenggries erlebt zu haben, der einen gewissen Ausgleich nach dem verregneten Sommer dargestellt hat: Wetter, Farben und Landschaft vom Feinsten und das für nahezu 5 Wochen, wenngleich zeitlich bedingt nur zwischen den vielen Anwendungen.

Der Geierstein im herbstlichen Abendlicht
Mittlerweile habe ich die Nachuntersuchung am MRT hinter mir – diesmal ohne Probleme – und das Ergebnis ist bemerkenswert positiv – auch wenn ich da noch etwas Unordnung am ehemaligen Parkplatz von Hirni sehe. Aber auch die ‚gräuliche‘ Stelle wird sich noch weiter normalisieren – allen kompetenten Medizinern zufolge.


Dennoch muß ich mich mit der Deckelung noch etwas gedulden – sie kann erst 3 Monate nach Abklingen der Infektion durchgeführt werden. Nach kleineren Diskussionen, wann dieses Vierteljahr denn verstrichen sein wird, haben wir uns auf den 26. Januar 2011 geeinigt. Großhadern – ich bin wieder im Anmarsch – und bitte diesmal ohne Komplikationen…

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